Die Geschichte
Die Vortat
Am Sonntagabend, dem 18. Juni 1944, näherten sich neun deutsche Soldaten, vielleicht Fallschirmjäger der Division „Hermann Göring“, einem Bauernhaus in der Ortschaft Madonna bei Civitella. Nachdem sie das Abendessen bestellt und gegessen hatten, gingen sie ins Freizeitwerk des Ortes, setzten sich an einen Tisch und stellten ihre Waffen zu Boden. Eine Gruppe von Widerstandskämpfer, die erfuhren, dass Deutsche im Ort waren, versuchten diese zu entwaffnen. Um circa 21 Uhr traten Sie bewaffnet in das Lokal ein. Ab diesem Zeitpunkt gehen die angegebenen Versionen auseinander: Es wurde gesagt, dass die Widerstandskämpfer sofort das Feuer eröffneten und andere hingegen gaben an, dass tendiert wurde sie zu überzeugen aufzugeben, worauf die Deutschen jedoch sofort reagiert haben. Auf jeden Fall gab es ein Feuergefecht und die drei Deutschen fielen tot zu Boden. Einem von ihnen, der unverletzt blieb, war es möglich zu fliehen. Im Freizeitwerk herrschte große Aufregung, Zivilpersonen liefen aus allen Ecken davon und einigen wurden dabei auch verletzt. Zwei der Deutschen waren tot und einer war verletzt.
Um circa 23 Uhr nachts kam ein Deutscher, der auf seinen Schultern einen verletzten Kameraden trug, zum Bauernhaus von Madonna. Es handelte sich um den gleichen deutschen Soldat des Freizeitwerkes, der daraufhin sofort gewaschen und versorgt wurde bis seine Kameraden ihn auf einem Lastwagen wegbrachten. Unterdessen liefen die Leute terrorisiert von der Repressalie aus dem Ort davon. In der Zwischenzeit hatte auch der Erzpriester Don Alcide Lazzeri vom Vorfall erfahren und entschied, die beiden toten Deutschen, die im Freizeitwerk zurückgeblieben waren, zu waschen und ihnen, mit den noch wenigen Frauen des Ortes, die ihm noch möglich war zu finden, ein Begräbnis zu organisieren. Aber von den Deutschen fehlte noch jegliche Spur. Am 20. Juni kam ein deutscher Soldat, vielleicht ein Arzt, in den Ort, um die beiden Leichen, die noch immer im Freizeitwerk lagen, zu begutachten. Gemeinsam mit einem Dolmetscher hörte er Don Lazzeri zu, der über die unterschiedlichen Phasen des Angriffes erzählte und erklärte, dass keine Zivilpersonen beim vorgefallenen Geschehnis beteiligt waren. Der Offizier, im Zeichen des guten Willens, erklärte sich damit einverstanden, dass die beiden Soldaten im örtlichen Friedhof begraben wurden, und mit Beteiligung des deutschen Einsatzkommandos, wurde die Beerdigung durchgeführt. Die Vorhaben der Soldaten waren jedoch noch immer nicht klar, und die Widerstandskämpfer hatten Angst in den Ort zurückzukehren. Nach einer Reihe von Ermittlungen verließen die Deutschen den Ort. Vielmehr, jemand sagte den Leuten aus Civitella, unbesorgt zu sein, weil keine Repressalien zu erwarten seien.
Am Morgen des 29. Junis, zum Anlass des Festes des Hl. Peters und Pauls waren viele Bewohner wieder in den Ort zurückkehrten, und die Fallschirmjäger der Division „Hermann Göring“, die von weiteren Soldaten aber so wie erzählt wird auch von Italienern, unterstützt wurden den Ort in der Morgendämmerung umringten. Alle Männer wurden von ihren Häusern auf den Ortsplatz gewaltsam geschleppt, und unter ihnen war auch Don Lazzeri, der sein Leben zur Rettung von Zivilperson anbot. Er wurde jedoch nicht erhört: Er wurde mit einem Schuss im Nacken, so wie alle anderen 149 Personen erschossen. Unter ihnen waren auch weitere zwei Priester. Anschließend wurden die Leichen in ihre Häuser geworfen, die von den Deutschen zuvor in Brand gesteckt wurden.
Der Operationsumfang und die Anzahl der am Vorfall von Civitella beteiligten Kompanien ermöglichten es leider nicht, die exakte Uhrzeit festzulegen, aber alle überlebenden Zeugen stimmten damit überein, dass die deutschen Soldaten um circa 5.30 Uhr kamen, das heißt, als die Familien dabei waren sich für die Messe des Hl. Peters und Pauls vorzubereiten. Das Ziel dieser Operation lag sicherlich darin, den Vormarsch der alliierten Truppen zu verlangsamen, weil in den Apenninen die Gotenstellung zur Verteidigung von Oberitalien gebaut wurde. Die ersten Personen, die getötet wurden, waren die Bewohner der Ortsteile rund um Civitella. Die Häuser von Palazzina, Querciola, Maestà Tonda wurden von deutschen Soldaten durchsucht und in jedem Haus wurden die Männer, Frauen und Kinder, die in den Häusern zurückgeblieben waren, getötet. In Civitella, traten die Soldaten durch die “Porta Senese” in den Ort ein, durchquerten ihn und zerrten die Personen, die sie entlang ihres Weges festnahmen, bis zur Pfarrkirche. Die deutschen Soldaten kamen im Anschluss daran zu einem Altersheim, in dem sie die acht darin befundenen Personen, töteten. In der Kirche angekommen, dort wo die Bewohner des Ortes versammelt waren, fanden sie das Tor verschlossen. Der Pfarrer, Don Alcide Lazzeri, der wahrscheinlich begriffen hatte was passierte, segnete die Bevölkerung und sperrte sie im Gebäude ein. Die deutschen Soldaten öffneten durch eine Handbombe das Tor und zerrten alle Ortsbewohner, die sich darin versteckt hatten, nach draußen. Man erzählte, dass damals Don Alcide schrie: «Ich bin der Verantwortliche, tötet mich». Der Versuch war aber zwecklos. Die Männer in der Kirche wurden in Gruppen von fünf Personen aufgeteilt und getötet. Der gleiche Don Lazzeri wurde beim Massenmord getötet. Nach der Exekution fuhren die deutschen Soldaten fort, die restlichen Ortsbewohner in ihren Häusern zu töten. Zuletzt zündeten sie die Häuser von Civitella an und töteten auch diejenigen, die versucht hatten sich in den Kellerräumen und Dachkammern zu verstecken. Nur wenigen Männern war es möglich, vom Massenmord zu entkommen.
Die Opfer
Don Alcide Lazzeri, 57 jahre
Bacconi Angelo, 45 jahre
Balucani Italo, 52 jahre
Bartolucci Armando, 58 jahre
Bernardoni Zelindo, 61 jahre
Bernini Basilio, ? jahre
Bonichi Azelio36 jahre
Bonichi Eliseo, 52 jahre
Bozzi Conforto, 48 jahre
Bozzi Pietro, 18 jahre
Bozzi Fernando, 21 jahre
Bozzi Bernardo, 28 jahre
Caccialupi Federigo, 80 jahre
Caccialupi Giuseppe, 34 jahre
Caldelli Adolfo, 44 jahre
Caldelli Virgilio, 53 jahre
Caldelli Ibo, 39 jahre
Cardini Antonio, 75 jahre
Cetoloni Egidio, 39 jahre
Cetoloni G. Battista, 63 jahre
Coradeschi Rosa, 61 jahre
Crespignani Crespino, 80 jahre
Falsetti Francesco, 77 jahre
Falsetti Giovanni, 46 jahre
Falsetti Luigi, 70 jahre
Falsetti Settimio, 49 jahre
Fabianelli Carlo Ottavio, 68 jahre
Fracassi don Sebastiano, 74 jahre
Forni Fedele, 63 jahre
Franci Caterina, 8 jahre
Franci Giuseppe, 47 jahre
Giovanetti Egisto, 68 jahre
Giuliani Lorenzo, 62 jahre
Gualdani Cesare, 42 jahre
Gualdani Luigi, 75 jahre
Guerrini Luigi, 70 jahre
Iacomoni, 63 jahre
Lammioni Maria, 2 jahre
Lammioni Giuliana, 5 jahre
Lammioni Alessandro, 57 jahre
Lammioni Dante, 50 jahre
Lammioni G. Battista, 48 jahre
Lisi Gregorio, 68 jahre
Magini Rinaldo, 53 jahre
Marchetti Gino, 36 jahre
Marsili Azelio, 40 jahre
Marsili Giustino, 48 jahre
Menchetti Torquato, 27 jahre
Milani Francesco, 67 jahre
Morfini Carlo, 79 jahre
Mucciarini Alfredo, 67 jahre
Nardi Elena, 70 jahre
Nocentini Arturo, 30 jahre
Paggi Gastone, 37 jahre
Pasqui Alfredo, 49 jahre
Pasqui Giuseppe, 18 jahre
Pasqui Settimio, 57 jahre
Poltri Angiola, 82 jahre
Poltri Luigi, 76 jahre
Polvani Giuseppe, 74 jahre
Rossi Andrea, 72 jahre
Sabatini Paolo, 54 jahre
Sandrelli Maria, 34 jahre
Mandrini Penelope, 77 jahre
Salvatori Assunta, 43 jahre
Scaletti Dario, 77 jahre
Sensini Francesco, 80 jahre
Tavarnesi Agostino, 66 jahre
Tiezzi Angiolo, 67 jahre
Tiezzi Bruno, 21 jahre
Tiezzi Leonello, 58 jahre
Tiezzi Pilade, 54 jahre
Tozzi Silvio, 39 jahre
Trippi Quinto, 30 jahre
Vannucchi Silvio, 54 jahre
Venturini Alfredo, 52 jahre
Verdelli Emilio, 62 jahre
Zelli Antonio, 20 jahre
Zelli Nello, 16 jahre